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AutorenbildMax

Mut und Übermut

Mir fällt – vor allem auf Clubturnier-Level, manchmal aber auch bei Großturnieren auf, dass mit den Farbüberrufen auf die Eröffnung des Gegners ziemlich viel Unfug getrieben wird.

Ein Farbüberruf nach der Eröffnung des Gegner sollte ja, so lehrt die Lizittheorie, vor allem auf einer guten Farbqualität gegründet sein. Natürlich braucht man auch ein paar Punkte (in den meisten Skripten liest man, dass im 1. Stock ca. 8 Punkte erforderlich sind, im 2. Stock mindestens 10 – erstere Grenze würde ich persönlich gern ein bisschen nach unten verschieben, die zweite nach oben).


Und dann gibt es noch die “LAWRENCE-REGEL”, die ich für sehr gut und hilfreich erachte, und die uns hilft, zu beurteilen, ob eine Farbe geeignet für einen Überruf ist, wenn man in DIREKTER POSITION nach der Gegnereröffnung liziteren möchte. Und die funktioniert so:


Zählen Sie die ANZAHL DER KARTEN in der Farbe, die Sie überrufen möchten, und die FIGUREN IN DIESER FARBE zusammen. Ist diese Summe größer oder gleich der ANZAHL DER STICHE, die Ihr Gebot verspricht (also 7 für ein Gebot im 1. Stock, 8 im 2. Stock…), dann können Sie Ihre Farbe ansagen. Wenn Sie kleiner ist, sollten Sie auf dieses Gebot verzichten.


Ich verwende diese Regel GANZ STRIKT für meine Farbüberrufe im 2. Stock. Bei mir kann der Partner nach 1 Pik des Gegners und 2 Karo von mir ganz verlässlich damit rechnen, dass er so etwas wie 2 Hochfiguren zu 6. in Karo und eine Primäransage auf den Tisch gelegt bekommt, wenn er sich todesmutig entschließt, 3 NT versuchen zu wollen.


Im 1. Stock drücke ich dann ab und zu ein Auge zu, wenn es drum geht, eine 5er Oberfarbe zu zeigen, die ganz knapp an der Lawrence-Regel vorbeischrammt (also z.B. KT9xx) – aber nur dann, wenn ich ein paar Zusatzpunkte habe (also etwa ab 11,12…). Mit 8 Punkten darf ich auf meine Teilnahme am aktiven Lizit ja auch einmal verzichten.


Mit den Partnern, mit denen ich mich auf diese Vorgangsweise geeinigt habe- und das sind ALLE meine LIEBELINGSPARTNER:) – schwinden daher auch viele Ausspielprobleme. Wenn mein Partner eine Farbe in der direkten Position angesagt hat, dann spiele ich sie aus – und wenn der Gegner dahinter 3 mal Ohne lizitert hat. Ja, der hat vermutlich 2 Stopper in der Farbe – aber den Rest hat dann mein Partner. Daher: Auf ihn mit Gebrüll… (auf den ersten gegnerischen Stopper nämlich).

Eine interessante Partie zum Thema Lizit einer Farbe und Ausspiel stammt aus einer JuniorenEM:

Nach der Eröffnung von 1 Karo passte Süd, West sprang in 3 NT, und wer will nun dem armen Nordspieler einen Vorwurf machen, dass er nicht das tödliche Pik-Ausspiel fand.

Auf dem anderen Tisch eröffnete Ost mit einer schwachen 1 NT – Eröffnung (12 -14), West sprang ebenfalls in 3 NT und für Süd war das “killing lead” natürlich kein Problem.

Der einzige der diesen Manche-Swing hätte verhindern können, wäre der Südspieler an Tisch 1 gewesen, wenn er sich ganz, ganz mutig mit 1 Pik ins Gefecht geworfen hätte. Dann wäre es nichts geworden mit einer erfüllten Manche auf OW.


Mutig. Sehr, sehr mutig sogar, manche würden vielleicht sogar sagen: übermütig. Aber die Farbqualität nach der Lawrence-Regel spricht dafür…






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